E-Health

Das eRezept – Ein Fotobericht aus der Praxis

Endlich Licht am Ende des eRezept-Tunnels: Seit Mitte Februar erprobt der Praxissoftwarehersteller medatixx gemeinsam mit ausgewählten Praxen und deren Versorgungsumfeld erfolgreich das eRezept im Echtbetrieb. Ein solcher Praxistest fand erstmalig in Kooperation mit dem Apotheker Ralf König und dem Hausarzt Dr. Nicolas Kahl aus Nürnberg statt.

1. Rückblick

November 2021 | Es ist ein grauer Tag im November, als mich auf Umwegen die erste Nachricht von Apotheker Ralf König und Hausarzt Dr. Nicolas Kahl aus Nürnberg erreicht, man wolle das eRezept testen. Ralf König war zu diesem Zeitpunkt Director Pharmacy beim health innovation hub (hih) und direkt an der eRezept-Konzeption beteiligt, das Scharren mit den Hufen also quer durch die Republik zu vernehmen. Zu der Zeit stand das medatixx-eRezept-Modul zwar in den Startlöchern, aber unvorhergesehene externe Einflüsse konterkarierten zunächst alle Ambitionen. 

2. Vorfreude

Januar 2022 | Good news: das eRezept-Update ist startklar. Jetzt gilt es, alle eRezept-bereiten Partner zu vernetzen. Die Protagonisten: Arztpraxis und Apotheke. Die Infrastruktur: Hersteller der Praxissoftware und Apothekensoftware. Testen bedeutet, dass Optimierungsbedarf nicht nur gesucht und gefunden, sondern auch analysiert und mit allen Partnern umgesetzt werden muss.

Quelle: E-Mail-Verlauf Jessica Birkmann – Ralf König

3. Vorbereitung

Februar 2022 | Die umfangreichen Vorbereitungen für das eRezept sind abgeschlossen, das Update ausgeliefert, installiert und freigeschaltet, der Termin für den großen Tag festgelegt, der Sekt aus Eltville, dem medatixx-Hauptsitz, organisiert und kaltgestellt (Spoiler: Dafür war am Ende leider keine Zeit mehr). 

Quelle: Verlauf Jessica Birkmann – Dr. Nicolas Kahl auf Twitter

Exkurs: Dr. med. Nicolas Kahl 
Das ist er: der Arzt, dem die Patient:innen in Nürnberg-Fischbach vertrauen, der nicht davor zurückschreckt, die ePA im Behandlungskontext einzusetzen – und der unser erstes medatixx-eRezept ausgestellt hat. Falls ihr ihm nach diesem Bericht die Tür einrennen wollt: Bitte die Online-Terminbuchung nutzen ;-)

Kurzbiographie: https://www.hausarzt-fischbach.de/dr-med-n-kahl 

4. Tag X 

Los geht die wilde Fahrt! Die Praxis Dr. Kahl wird von medatixx-Servicepartner HMS in Forchheim betreut. Unterwegs sammeln wir den Kollegen ein, die Stimmung ist gut. Durchaus ein bisschen aufgeregt kommen wir in der eRezept-Pionierpraxis an. Hier gilt natürlich "safety first": Wir sind alle durchgeboostert und achten auf penibel sitzende FFP2-Masken. 

5. Auftritt Testpatient

Ohne Aufnahme in die Praxissoftware geht nichts: Für die Anlage der Stammdaten steckt Kollege Testpatient erstmal sein Kärtchen in das Kartenlesegerät. Dr. Kahl nimmt dabei die Rolle seiner MFA am Empfang ein. Mit dem VSDM-Abgleich wird der Versichertenstatus überprüft und praktischerweise gleich ein Patienteneintrag in der Arztsoftware angelegt. Ein Kinderspiel für den Kollegen Testpatient, der zuvor seine eGK Generation 2 und die zugehörige PIN von seiner Lieblingskrankenkasse erhalten hatte.

6. eRezept erstellen

Jetzt geht es in medias res. Dr. Kahl zieht in sein Sprechzimmer um und nimmt seine Position als Arzt ein. Routiniert macht er das, was Ärzt:innen im Arbeitsalltag alle paar Minuten tun: Er verordnet nach erfolgter Anamnese und Diagnose mit wenigen Klicks ein Medikament über die Arzneimitteldatenbank in seiner Praxissoftware. Dann geschieht der Moment, auf den alle gewartet haben: Über seine medatixx-Praxissoftware stellt Dr. Kahl dem Kollegen Testpatient ein eRezept aus.  

7. Alternative A: eRezept auf Papier

Zuerst möchte der Kollege Testpatient sein eRezept ausgedruckt bekommen. Klingt seltsam, ist aber so: Das eRezept ist derzeit in zwei Varianten erhältlich, nämlich per Papierausdruck oder per App. Für die meisten Patient:innen wird sich anfangs wenig ändern: Statt des rosafarbenen Zettels (Muster 16) gibt es einen mit diversen Rezept-Codes versehenen weißen Zettel. Mehr Informationen zum eRezept gibt es hier auf dem dip-Infoportal.

Erster Einsatz für den Servicepartner: Bei den Druckeinstellungen muss nachjustiert werden.

Quelle: KBV, Musterformular Stand 29.04.2021

7. Alternative B: eRezept in der App

Ab in die App! Der Kollege Testpatient arbeitet gerne papierlos und möchte daher sein eRezept elektronisch direkt in die eRezept-App bekommen. Kein Problem, sagt Dr. Kahl und drückt den entsprechenden Knopf in seiner Praxissoftware. Ohne Verzögerung taucht das eRezept in der Patienten-App auf und kann sogleich einer Apotheke zugewiesen werden. Unser Test-Apotheker Ralf König begibt sich in Alarmbereitschaft und zückt sein Mobiltelefon. Und siehe da: Es funktioniert! Der Apotheker kann direkt die Verfügbarkeit überprüfen und das Medikament reservieren.

8. Nebenschauplatz: ePA

Während im Sprechzimmer an den Druckeinstellungen gewerkelt wird, nutze ich die Zeit, um die Ad-Hoc-Berechtigung meiner elektronischen Patientenakte auszuprobieren. Auch ich wurde rechtzeitig von meiner Lieblingskrankenkasse mit neuer eGK und PIN ausgestattet. Dr. Kahl klickt sich geübt durch die Praxis-software und fragt mich nach gewünschter Zugriffsdauer (1 Tag bis x) und Dokumentenkategorien (Arzt-, Patienten- und/oder Kassendokumente) in meiner ePA. Ich gebe drölfmal meine PIN ein – Zugriff klappt nicht, wir sind ratlos. Später lösen die medatixx-Kolleginnen das Rätsel: Statt der drölfmaligen PIN-Eingabe hätte ich zunächst schlicht die einzelnen Schritte mit OK bestätigen müssen… Das Problem stand also vor dem Tresen :) Wie gut, dass ich für den Echt-Fall meine Ärzt:innen direkt in der App berechtigt habe. 

Mehr Informationen zur ePA gibt es hier auf dem dip-Infoportal. 

9. Weiter geht es in die Apotheke

Ortswechsel: Wir bewegen uns in der Apotheke von Ralf König an der Kundschaft vorbei ins Hinterzimmer. Nachdrücklich beeindruckt uns der nicht-humanoide Mitarbeiter in der Medikamentenausgabe. Ralf König hingegen ist beeindruckt, wie problemlos das eRezept von Dr. Kahl weiterverarbeitet werden kann. Das Papier-eRezept wird eingescannt und automatisch in seine Apothekensoftware importiert. Das App-eRezept wurde bereits zugeordnet und wartet nun auf seine Einlösung sowie Ausgabe. An dieser Stelle zeigt sich noch Überarbeitungsbedarf durch den App-Anbieter, denn das bereits eingelöste eRezept wird dem Testpatienten noch über 24h lang als „offen“ in der App angezeigt, auch wenn es sich – immerhin – nicht erneut einlösen lässt. 

10. Fazit

Viele Tage Vorbereitung, intensive Absprachen und zwei Stunden Praxistest später endet der Freitagnachmittag bei allen mit einem Glücksgefühl. Insbesondere die Dauer bis zur Ausstellung eines eRezept konnte überzeugen: die Einzelverordnung benötigt gefühlt nur einen Wimpernschlag. Länger dauert es allerdings bei Mehrfachverordnungen oder bei der Stapelsignatur mehrerer eRezepte. Hier wird die Komfortsignatur künftig Abhilfe schaffen.  

Vieles konnte zudem bereits vor Ort gelöst werden. Die ein oder andere Hausaufgabe nehmen wir aber trotzdem mit zu unseren medatixx-Kolleg:innen. So müssen wir uns nochmals mit den Druckertreibern auseinandersetzen und auch das Thema „Patientenaufklärung im Praxisalltag“ müsste genauer unter die Lupe genommen werden.  

Was sich in jedem Fall für alle Beteiligten auszahlt, ist der gute Kontakt zwischen den Partnern des Praxistests, der auch im Nachgang für einen Austausch auf Augenhöhe sorgt. Vielen Dank an dieser Stelle an Dr. Nicolas Kahl, Ralf König und unseren Servicepartner HMS!

Quelle: Twitter